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Das Lächeln des Monats – Januar 2003

Der Stadtcharmeur von Langenthal ehrt Marco Heiniger,
Filialleiter bei Denner.



Der Stadtcharmeur von Langenthal vergibt die Auszeichnung «Das Lächeln des Monats» an eine Person, die mit ihrem Charme etwas ganz besonderes leistet – sei dies im öffentlichen oder im privaten Rahmen.



Laudatio

Ein freundlicher Laden ist immer gut

Sie sind zu bewundern, die Menschen, die den ganzen Tag im Supermarkt an der Kasse sitzen und auch am Abend noch einen Hauch von Freundlichkeit für ihre Kunden parat haben. Einer, der gerade dafür quasi stadtbekannt ist, ist Marco Heiniger. Er arbeitete von 1989 bis Ende 2002 im Denner Superdiscount Langenthal, zuletzt als Regionalfilialleiter. Sein Motto lautet: Ein freundlicher Laden ist immer gut. Wen auch immer man fragt, es tönt immer gleich: Aaah... das ist der freundliche Mann im Denner.

In der sonderbaren Tristesse dieser schrillen Discount-Buntheit versteht es Marco Heiniger auf unvergessliche Weise, mit seinem freundlichen Wesen den Kunden viel mehr als nur ein einfaches Lächeln zu schenken. Sein Interesse für alles und alle ist die Basis dafür. Kein aufgesetztes Umsatzlächeln, sondern echtes Interesse an den Menschen. Da kann es schon mal vorkommen, dass er einem kurdischen Flüchtling beim Ausfüllen eines Formulars behilflich ist oder einem gehbehinderten Pensionisten die Einkäufe nach Hause bringt.

Nicht selten wurde er von seinen Stammkunden in Langenthal auch eingeladen – sei es zum Tee bei einer alten Dame oder zum Fladenbrot beim Pakistani, zum tamilischen Familienfest oder zum Zvieri im Altersheim. Gute und interessante Menschen lerne er so kennen, sagt er. Und weil das – für einen Verkäufer und Filalleiter bei einem Superdiscounter – ziemlich selten ist, ehrt ihn der Stadtcharmeur von Langenthal mit der Auszeichnung «Lächeln des Monats Januar 2003».

Marco Heiniger (38) lebt in Langenthal, ist verheiratet und hat eine 5-jährige Tochter. Er führt seit 1. Januar 2003 die grösste Denner-Filiale in Bern.

Der Stadtcharmeur von Langenthal
Januar 2003



Interview

Die Fragen an Marco Heiniger hat der Stadtcharmeur von Langenthal gestellt:

Was macht einen Menschen charmant?
Es gehört eine gewisse Wärme dazu und viel Glaubwürdigkeit. Man sollte kein Quassler sein. Interesse an den Menschen gehört dazu. Zuvorkommennheit, Anstand, Fairness und das gewisse Etwas. Auch Gesten machen einen Menschen charmant.

Ist Charme lernbar?
Da bin ich nicht sicher. Wenn man sich Mühe gibt, kann man sich sicher gewisse Sachen aneignen. Aber es ist bequemer, wenn man diesen Charakterzug bereits in die Wiege gelegt bekommt. Die alltäglichen Sachen kann man sicher lernen, aber der natürliche und spontane Charme muss einem gegeben sein.

Ist Charme spielbar, vortäuschbar?
Ich glaube schon. Ein geübter Charmeur kann dieses Talent sicher auch bewusst anwenden. Ob es dann allerdings ehrlich rüber kommt, das bleibt dahingestellt. Am besten ist es wohl, nichts vorzutäuschen, auch den Charme nicht. Aber das ist ja nicht der Punkt. Natürlich ist man nicht immer gut drauf und trotzdem habe ich den Anspruch, freundlich zu den Kunden zu sein. Ich erwarte das selbe auch, wenn ich Kunde bin: ein freundlicher Umgang und ein Lächeln, das ist alles. Das hat nichts mit vorgetäuschtem Charme zu tun, sondern mit einer professionellen Einstellung.

Woran erkennst Du vorgetäuschten Charme?
Wenn der Charme übertrieben daher kommt ist er vorgetäuscht.

Ist Charme käuflich?
Für Geld ist auf dieser Welt fast alles zu haben.

Macht Charme unwiderstehlich?
Nein. Da braucht es noch andere Charakterzüge. Ernsthaftigkeit, Tiefe, Ruhe, Konstanz. Sagen wir mal so: Charme allein macht nicht unwiderstehlich.

Was würdest Du als weibliches Pendent zum Charmeur bezeichnen?
Meine Tochter Sabrina. Sie ist fünf und wickelt mich immer wieder ein mit ihrem Charme.

Welches ist der charmanteste Ort in Langenthal?
Der Ort, an dem ich mich am wohlsten fühle, ist die Untersteckholzstrasse in Langenthal. Dort bin ich aufgewachsen und dort wohnt noch heute meine Grossmutter, mit der ich in meiner ganzen Kindheit und Jugend 20 Jahre im gleichen Haushalt gelebt habe. Ich kenne dort jeden Stein, jeden Hauseingang, jeden Keller. Dort fühle ich mich immer noch sehr wohl. Aber es gibt noch andere charmante Orte: die Gartenwirtschaft vom Rebstock zum Beispiel. Und ganz besonders die Wohnung von meinem Onkel in Zürich. Es duftet dort ganz speziell, er ist Künstler, hat in Düsseldorf bei Beuys studiert. Ich gehe mehrmals im Jahr dort zu Besuch und finde diese Wohnung jedesmal einen sehr charmanten Ort, was mit meinem Onkel und seiner Frau zu tun hat.

Können Tiere charmant sein?
Unsere Katze jedenfalls verzieht sich immer ganz charmant von meinem Sessel, wenn ich selber darin Platz nehmen will.

Können scheue Menschen charmant sein?
Ja natürlich, sehr sogar. Vielleicht sind scheue Menschen charmanter als draufgängerische. Zurückhaltung hat immer etwas charmantes.

Woher kommt das Misstrauen gegen Höhenflüge?
Von diesem Misstrauen habe ich noch nie etwas gehört.

Bist Du mutig?
Eigentlich nicht speziell. Ich bin zum Beispiel ein konservativer Sparer. Und ich wäre sicher nicht der erste, der über die schwankende Hängebrücke spaziert. Ich kann auch nicht behaupten, dass ich immer in allen Situationen mutig genug war. Manchmal sollte man mutiger sein. Aber ich habe nachts auf der Strasse keine Angst – auch in Zürich oder Berlin nicht.

Was betört Dich?
Mit symphatischen Menschen zusammen sein. Am Besten im Sommer in einem Garten mit einem Glas Wein. Natürlich betört mich auch meine Frau. Meine Tochter Sabrina, wenn sie am Sonntagmorgen zu mir ins Bett kommt, voll Hahnen eine Göla-CD abspielt und lauthals mitsingt. Das Meer betört mich. Ein Spaziergang an einem kalten, nebligen Wintertag mit meiner Frau und meiner Tochter durch ein verschneites Feld. Ein gutes Fussbalspiel, das letzte war Basel gegen Liverpool. Velofahren betört mich.

Was ist wichtig?
Die Gesundheit. Meine Familie, meine Frau, meine Tochter. Der Job ist wichtig und dass man ihn gerne macht. Ich konnte jetzt einen neuen Laden in Bern übernehmen, das ist mir sehr wichtig, weil es mich interessiert, weil ich es gerne mache. Es ist mir wichtig, dass es auch den Menschen in meinem Umfeld gut geht. Die Umweltsituation ist mir wichtig, die beschäftigt mich fast am meisten. Wichtig ist auch, dass die Zusammenarbeit zwischen Schweizern und Ausländern gefördert wird. Es ist auch sehr wichtig, dass es keinen Krieg im Irak gibt. Keinen Krieg – nirgendwo. Das ist sehr wichtig.